Eifel Zeitung vom 05. August 2011

Die Herren der Töne hoch auf der Burg

Tonmeister Manfred Bamberg und Veranstaltungstechniker Florian Montebaur sorgen mit ausgefeilter Technik für den besten Klang

Monschau. „Die leisten hervorragende Arbeit – wir hatten noch nie so einen guten Sound.“ Helmut Lanio, Organisator und „graue Eminenz der Monschau Klassik“ (Bürgermeisterin Margareta Ritter), stellt Manfred Bamberg (54) und Florian Montebaur (24) das denkbar beste Zeugnis aus. Der Theatertonmeister aus Kiel und die „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“, so die offizielle Bezeichnung für Montebaurs Beruf, aus Kottenheim bei Koblenz sorgen bei jedem Konzert und jeder Aufführung im Zuge des Festivals für den denkbar besten Klang – mit ausgefeilter Technik, gutem Gehör und – zumindest manchmal – einer gehörigen Portion Improvisationstalent. Nicht nur für die Zeit für die letzte Aufführung am 14. August stellt Manfred Bamberg, der sein Metier – Partiturkenntnis eingeschlossen – an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg studiert hat, etwas eindeutig klar: „Lautstärke kannst du ausgleichen, schiefe Töne nicht.“ Da hilft auch die ganze, rund
20 000 Euro teure Technik an und in dem breiten Pult, mit dem der Norddeutsche seine Arbeit tut, nichts. Seine Aufgabe sieht er dann auch nicht im kosmetischen Bereich: „Ich will das Orchester so naturgetreu abbilden wie möglich. „Rang und Bedeutung seines Tuns sind dem Fachmann aus der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt wohl bewusst: „Vom Vertrag her ist unsere Tätigkeit überwiegend künstlerisch.“ „Ein, zwei Tage zum Eingewöhnen“ haben Bamberg und Montebaur gebraucht. Zwischen den beiden Fachleuten gibt es im Übrigen nicht nur vom Alter her einen Unterschied: Der Veranstaltungstechniker ist, obwohl an Jahren der Jüngere, in Sachen Monschau bereits ein alter Hase: Er arbeitet schon seit sechs Jahren jeweils zur Festival-Zeit auf der Burg. Im Gegenzug verfügt Bamberg über die längere Erfahrung bei + -Veranstaltungen. Unter anderem war oder ist er beim Classic-Open-Air auf dem Gendarmenmarkt in Berlin und beim Schleswig-Holstein-Musikfestival tätig. Summa summarum, zusammen mit der Tätigkeit im Kieler Theater, macht das für Bamberg 300 Arbeitstage als Theatertonmeister. Montebaur, der fast ausschließlich mobil arbeitet, kommt da immerhin auf 250 Tage. Das Ambiente der Burg sei jedenfalls „zwar sehr schön, aber wegen der beiden Tribünen beschallungstechnisch nicht ohne“, gibt der Senior des Duos im Gespräch zu Protokoll. Gerade darum sei „eine gut angemessene Anlage und eine richtig aufgebaute Mikrofonie“ . Das ist der Grund, warum Bamberg, ein Neuling zwar nicht in seinem Metier, aber doch in Monschau ganz frisch dabei, nicht nur glücklich und zufrieden ist, wenn es um seine hinzugewonnene Wirkungsstätte sowie die gute Betreuung durch Herbergsvater Michael Drewniok und seine Truppe geht. Es ist das Miteinander mit dem ebenso jungen wie routinierten und versierten Techniker Montebaur, die es ihm ermöglicht, sein Können am Regelpult zu entfalten. Mehr zum Festival im Internet: www.monschau-klassik.de

Eifeler Zeitung vom 15.August 2011

Mit starken Stimmen die Klassik-Liebhaber verwöhnt

Die Kammeroper Köln mit eindrucksvoller Aufführung von La Traviata auf der Burg Monschau. Am Schluss rauschender Beifall

Monschau. Es ist schon ein Jammer, daß in diesem Jahr das Wetter nicht richtig mitspielt bei der Monschau-Klassik. Aber am Freitagabend konnte selbst der leichte Nieselregen, der ein paar Mal einsetzte, den Genuß von Verdis Meisteroper „La Traviata“ in keiner Weise trüben. Die Ränge waren wieder einmal vollzählig besetzt und die Regencapes hatten reißenden Ansatz gefunden, als die Maestra Inga Hilsberg und die Kölner Symphoniker mit den melancholisch-sehnsüchtigen Streicherklängen des Vorspiels anhoben und das Drama um eine Pariser Lebedame und einen jungen Mann aus höherer Gesellschaft begann. „La Traviata“ – eine vom Weg des normalen Lebens Abgekommene ist das Thema, – und der Versuch dieser gesellschaftlichen Außenseiterin, eine intensive Liebesbeziehung wirklich zu leben und dadurch Anschluss zu finden an einen sinnvollen Lebenshorizont. Daß dies wegen der unüberwindlich scheinenden gesellschaftlichen Zwänge und der dadurch hervorgerufenen tiefgreifenden Mißverständnisse nicht möglich ist, läßt den tragischen Ausgang der Geschichte von Beginn an unausweichlich scheinen. Schwankende SäulenGerade diese Oper steht am Anfang einer musikalischen Richtung, die sich in realistischer Weise den gesellschaftlichen Problemen der Neuzeit aussetzt. Und soziale Diskrepanzen zu vermitteln und zu heilen, ist bis zum heutigen Tage schwierig bis unwahrscheinlich.Giuseppe Verdis mitreißende Musik trägt im Vergleich dazu vielleicht fast ein bißchen zu flott über die Abgründe hinweg, – lässt sie andererseits dem Zuhörer und Zuschauer umso plastischer nachfühlbar werden. All dies zusammen, – die anhaltende untergründige Aktualität und die musikalische Zugänglichkeit, macht sicherlich die Popularität gerade dieser Oper aus.Die fatale Situation, in der sich die Protagonisten des Dramas bewegen, wird in der Inszenierung der Kölner Kammeroper (Regie Lajos Wenzel) schon vom Bühnenbild her außerordentlich deutlich. Die Szene wird geprägt von schwankenden und umgestürzten Säulen, die die Brüchigkeit der dargestellten sozialen Lage unmittelbar anschaulich machen. Der Glanz und der musikalische Schwung der Ball- und Salonszenen wird davon, ebenso wie von den beinahe magischen und unheimlichen Lichteffekten (Markus Friele), gleichsam untergraben. Vielleicht kam diesem Regieansatz sogar entgegen, daß das relativ klein besetzte Orchester die an großen Bühnen gewohnte Üppigkeit des Klangs nicht entfalten konnte. Abgesehen davon agierten die Kölner Symphoniker unter der temperamentvollen und präzisen Leitung von Inga Hilsberg aber tadelsfrei. Auch über die Gesangssolisten ist nur Gutes zu sagen. Ja, mehr als das. Vor allem die drei Hauptgestalten konnten die Geschehnisse musikalisch und darstellerisch so intensiv vergegenwärtigen, daß es manchem Zuhörer unter die Haut ging. Da war natürlich zunächst die Titelfigur Violetta Valéry, gesungen von Esther Hilsberg, deren von einer stabilen Basis getragenen dramatischen Sopran auch die höchsten Spitzentöne und schwierigsten Koloraturen sicher und gleichzeitig differenziert gelangen. (Vielleicht sollte erwähnt werden, daß Esther Hilsberg auch die Komponistin der Kinderoper „Die Schneekönigin“ ist, die am Dienstag auf der Burg aufgeführt wurde.) Antonio Rivera, dem Darsteller des Alfredo Germont, war es sofort anzuhören, daß er in der italienischen Oper zuhause ist. So konnte sich sein Tenor klangschön und geschmeidig entfalten. Der dritte Protagonist, Alfredos Vater Giorgio Germont, der eigentlich durch seine gesellschaftliche Beschränktheit der Auslöser der Katastrophe ist, wurde durch Petteri Falck verkörpert. Die Motivationen des besorgten Vaters und seine leider verspätete Einsicht in seine Schuld wurde durch die noble Gestaltung und den sicheren Bariton Falcks sehr präsent.

Tadellose Klangregie

Die übrigen Ensemblemitglieder fügten sich dem positiven Bild durchweg ein. Auch die Leistung des Chors ist hervorzuheben, ebenso wie die im wesentlichen tadellose Klangregie, die auch Ensembleszenen klar durchhörbar werden ließ. So konnte sich auch jeder verwöhntere Klassik-Liebhaber in diesem Falle mit dem ansonsten problematischen Open-Air-Genre durchaus anfreunden. Das Publikum ging zunächst etwas verhalten mit. Am Schluss gab es aber doch rauschenden Beifall und stehende Ovationen

Eifeler Zeitung vom 16. ASugust 2011

h1.Die Klassik-Mischung verfeinert

Auch im 12. Jahr setzten die Festspiele auf der Burg Monschau den Weg der Weiterentwicklung in kleinen Schritten fort. Die neugegründete Festival GmbH arbeitet erfolgreich an der Strukturverbesserung.

Monschau. Nach den Festspielen ist vor den Festspielen: Dieser Rhythmus gilt auch für die Monschau-Klassik: Ein wenig Zeit zum Durchatmen sollte aber dennoch sein, nachdem gerade die letzten Töne der Zusatzvorstellung von „My Fair Lady“ verklungen sind. Aufatmen durfte vor allem die neugegründete Monschau Festival GmbH, die erstmals in Eigenregie die Fäden auf der Burg zog. Den Schlussapplaus der letzten Vorstellung 2011 durfte das Organisationsteam um Helmut Lanio und und Dorit Schlieper auch als anerkennendes Schulterklopfen für die eigene Leistung wahrnehmen, denn das neue Konzept war aufgegangen: Das Programm der Klassik ist bunter und pointierter geworden: Neben Oper und Operette hat sich auch die Unterhaltungsmusik, die Show, ihren Platz in den alten Burgmauern gesichert. Kontraste sind erwünscht. Die Mischung ist verfeinert worden, und damit haben die Monschauer Festspiele auch im Wettbewerb mit den weiteren Festivals im Umfeld ihr Profil geschärft, wohl wissend, dass man man mit einem reinen Opernfestival einen schweren Stand haben würde. „Wir fühlen uns in der Mischung unserer Programmauswahl bestärkt“, sagt Helmut Lanio, wie sich auch die Ausdehnung der Festspiele auf drei Wochenende bewährt habe. Kontraste im Programm seien durchaus gewünscht, und wichtig sei es auch, neue Zielgruppen zu aktivieren. Mit der jetzt gefundenen Mischung glaube man, die richtige Nische gefunden zu haben. Den durch die Verlängerung gewonnenen Freiraum hat man auf der Burg bislang allerdings noch nicht genutzt. Aber auch hier soll das Prinzip „Eile mit Weile“ gelten, ehe man einmal von einem echten Monschauer Festival-Sommer sprechen kann. „Daran wollen wir in Zukunft arbeiten“, verspricht Helmut Lanio. Das Bemühen um musikalische Qualität hat die Festspiele seit ihrer Neuauflage im Jahr 2000 begleitet, was ein nicht immer leichtes Unterfangen in der unendlichen und verlockenden Vielfalt musikalischer Sonderangebote war. Die Monschau Festival GmbH ist nun auch mit dem Anspruch angetreten, ein gewisses Niveau nicht zu unterschreiten und nicht allein voll besetzte Ränge zum Maß aller Dinge zu machen. „Optimale, gesunde und funktionierende Strukturen“ für die Monschau-Klassik zu schaffen, sei das langfristige Ziel der Festivalgesellschaft, betont Helmut Lanio. Zudem habe man bereits die Erfahrung gemacht, dass sich mit dieser neuen Konstellation „vieles einfacher und schneller regeln lässt“.Aufmerksamen Gästen sind die Strukturverbesserungen nicht verborgen geblieben: Sowohl mit der Kammeroper Köln wie auch mit der Russischen Kammerphilarmonie St. Petersburg hatte man musikalisch zuverlässige Ensembles verpflichtet. Das verbesserte Klangerlebnis auf der Burg ist ein weiterer Gewinn der Festspiele 2011.Bliebe noch das Wetter: Legt man einen strengen Maßstab an, dann verdiente nur die Kinonacht unter den insgesamt neun Veran-staltungen das Prädikat „laue Sommernacht“. Aber das Wetter war auch keineswegs so schlecht wie es von außen (in der Regel vom Nicht-Klassik-Besucher) gerne geredet wird. Regencapes waren zwar stark nachgefragt, aber der Monschau-Klassik-Besucher weiß inzwischen, worauf er sich einlässt, wenn in der Nordeifel ein Open-Air-Ereignis geboten wird. Mehr als 10 000 Besucher kamen zu den neun Veranstaltungen, von denen sechs ausverkauft waren. Aber wie schon gesagt: Nach der Klassik ist vor der Klassik, und die ersten Überlegungen für das Festival 2012, das vom 13. bis 29. Juli stattfinden wird, haben bereits begonnen. Druckreif ist das Programm für 13. Klassik noch nicht, aber wenn nicht alles täuscht, wird es wieder einen großen Liedermacherabend geben, ebenso auch eine große Oper (Tosca?) und vielleicht erstmals auch ein Schauspiel. „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare wäre doch wie geschaffen für die Burg, Vor Weihnachten werden die Veranstalter gerne Näheres bekanntgeben.